Stellungnahme von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ortsverband Germersheim zur geplanten Sanierung der Klosterstraße und Fällung der vorhandenen Stadtbäume 1. April 20235. November 2023 Nach der Straße „An der Hochschule“ plant die Stadt Germersheim als nächste große Baumaßnahmedie Sanierung der Klosterstraße. Im Zuge dieser Maßnahme sollen entlang der Klosterstraße alleBäume (3 im ersten und 7 im zweiten Bauabschnitt) gefällt werden. Auch jene, die in einem gutenZustand sind. Als BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN sprechen wir uns entschieden gegen die Pläne für denzweiten Bauabschnitt in der Klosterstraße in der aktuellen Planung aus, und das aus folgendenGründen:Angesichts des Klimawandels und der zunehmenden Hitzeinseln in Städten sind dieAbkühlungswirkung und Beschattung durch Stadtbäume eine der wichtigsten und derzeit am meistenerforschten Umweltleistungen. Studien zeigen, dass die Blatttemperatur 11–30 °C kühler sein kann alsauf umgebenden bebauten Flächen. Dabei werden die größten Unterschiede zur Mittagszeit anheißen, sonnigen Tagen erreicht, wobei Bäume verglichen mit Gras und begrünten Dächern diegrößten Effekte erzielen (A RMSON et al., 2013a; L EUZIN -GER et al., 2010). Die einfallende UV-Strahlung kann von großen, dichten Kronen um bis zu 90 % reduziert werden (A RMSON et al.,2013a), sodass die Oberflächentemperatur im Baumschatten um 12–20 °C geringer sein kann (ARMSON et al., 2012). Darüber hinaus speichern Bäume klimaschädliches Kohlendioxid, liefernSauerstoff, kühlen und reinigen die Lu, spenden Schatten an heißen Tagen, dämpfen denUmgebungslärm, beherbergen Eichhörnchen, Vögel und Insekten.In der Stadt Germersheim wurden in den letzten Jahren wegen Baumaßnahmen viele große Bäumegefällt wie z. B. am Paradeplatz, an Fronte Karl, entlang der Orffstraße, an dem kleinen Platz EckeSandstraße und Eugen-Sauer-Straße, an der Hochschule, an der Stengelkaserne, am neuenFachmarktzentrum, am Marktplatz, vor dem Kino usw. Zahlreiche andere wurden durch dieklimatischen Veränderungen und den Autoverkehr so stark geschädigt, dass sie nicht zu retten waren.Somit stehen in der Stadt immer weniger große, Schatten spendende Bäume, die im Sommer dieTemperatur senken und für Verdunstungskühle sorgen können. Als Ersatz für die gefällten Bäume willdie Stadt in den nächsten Jahren klimaangepasste kleinere Exemplare anpflanzen, die jedoch keinegroßen Kronen ausbilden und damit deutlich weniger Schatten spenden werden. Zudem wird esJahrzehnte dauern, bis sie ausgewachsen sind und ihr ganzes Potenzial entfalten. Erschwerend kommthinzu, dass viele neu angepflanzte Bäume wegen Wassermangel im Sommer die ersten Jahre nichtüberleben. Zwar hat die Stadt viele von ihnen mit Wassersäcken versehen, die aber wegenPersonalmangel nur selten befüllt werden und daher kaum Wirkung haben. Die vertrockneten Bäumeentlang der Kreisstraße in Richtung Sondernheim und im Rheinvorland liefern hierfür einanschauliches Beispiel. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.Bäume machen Städte lebenswertDie Temperaturen steigen, die Stadt heizt sich auf. Viele Menschen benötigen Klimaanlagen, um es inihren Wohnungen in der Stadt auszuhalten und gesund zu bleiben. Aufgrund der steigendenTodesfälle infolge Hitze fordert auch der Bundesgesundheitsminister mehr Schatten und kühlereStädte. Vor wenigen Jahren wurden im Sommer Messungen in der Innenstadt von Germersheimvorgenommen, die deutlich machten, dass das Gebiet an der Klosterstraße zu den heißesten Ortender Stadt gehört. Zum Zeitpunkt der Messung gab es die beiden großen Wohngebiete an derKlosterstraße und auf dem ehemaligen Lidl-Gelände, auf denen ebenfalls viele Bäume der Säge zumOpfer fielen, noch nicht.Die Stadt Germersheim gibt viel Geld für Energie- und Diversitätskonzepte aus. Es wurde eineKlimamanagerin eingestellt und Beitritt zu Klimabündnissen gefördert. Gleichzeig werdenparadoxerweise an den heißesten Stellen der Stadt Bäume gefällt und dafür außerhalb der Stadt aufder grünen Wiese zwischen Germersheim und Sondernheim Bäumchen gepflanzt. Die bringen nichtsfür die Bürger der Stadt. Klimaschutz bedeutet auch Hitzeschutz. Eine der wichtigsten Aufgaben einerStadtverwaltung muss es daher sein, neben der Entsiegelung und dem Offenhalten von Flächen grüneLungen in der Stadt zu schaffen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Immer mehr Boden wird versiegelt,sodass immer weniger Fläche zum Versickern von Oberflächenwasser zur Verfügung steht. BeiStarkregen ist die Kanalisation daher schnell überlastet und geht das Regenwasser für die Naturverloren. Bäume geben Schatten, filtern die Lu und tragen enorm zur Kühlung bei. Untersuchungenzeigen, dass an Plätzen mit Bäumen ein Temperaturunterschied von bis zu 12 Grad gegenüberbebauten, versiegelten Flächen erzielt werden kann. Vor allem dann, wenn die Bäume große undhohe Kronen tragen. Neue, kleine Bäume, die außerhalb der Stadt gepflanzt werden, sind kein Ersatzfür große Stadtbäume, wie sie heute noch entlang der Klosterstraße stehen.Wir fordern die Stadt Germersheim auf, sorgsam mit unseren Ressourcen umzugehen und das Klimain der Innenstadt nicht durch Baumaßnahmen wie am Paradeplatz, an der Hochschule und nun diegeplante in der Klosterstraße anzuheizen, sondern den Schutz der Bürger vor Hitze ernst zu nehmenund endlich auf das Fällen vitaler Bäume zu verzichten und weniger Fläche zu versiegeln. Wir forderndie Bürger der Stadt Germersheim auf, ihr Interesse an einer kühleren und gesünderen Umgebunggegenüber der Stadt kundzutun.