Stellungnahme von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ortsverband Germersheim zur geplanten Sanierung der Klosterstraße und Fällung der vorhandenen Stadtbäume

Nach der Straße „An der Hochschule“ plant die Stadt Germersheim als nächste große Baumaßnahme
die Sanierung der Klosterstraße. Im Zuge dieser Maßnahme sollen entlang der Klosterstraße alle
Bäume (3 im ersten und 7 im zweiten Bauabschnitt) gefällt werden. Auch jene, die in einem guten
Zustand sind. Als BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN sprechen wir uns entschieden gegen die Pläne für den
zweiten Bauabschnitt in der Klosterstraße in der aktuellen Planung aus, und das aus folgenden
Gründen:
Angesichts des Klimawandels und der zunehmenden Hitzeinseln in Städten sind die
Abkühlungswirkung und Beschattung durch Stadtbäume eine der wichtigsten und derzeit am meisten
erforschten Umweltleistungen. Studien zeigen, dass die Blatttemperatur 11–30 °C kühler sein kann als
auf umgebenden bebauten Flächen. Dabei werden die größten Unterschiede zur Mittagszeit an
heißen, sonnigen Tagen erreicht, wobei Bäume verglichen mit Gras und begrünten Dächern die
größten Effekte erzielen (A RMSON et al., 2013a; L EUZIN -GER et al., 2010). Die einfallende UV-
Strahlung kann von großen, dichten Kronen um bis zu 90 % reduziert werden (A RMSON et al.,
2013a), sodass die Oberflächentemperatur im Baumschatten um 12–20 °C geringer sein kann (A
RMSON et al., 2012). Darüber hinaus speichern Bäume klimaschädliches Kohlendioxid, liefern
Sauerstoff, kühlen und reinigen die Lu, spenden Schatten an heißen Tagen, dämpfen den
Umgebungslärm, beherbergen Eichhörnchen, Vögel und Insekten.
In der Stadt Germersheim wurden in den letzten Jahren wegen Baumaßnahmen viele große Bäume
gefällt wie z. B. am Paradeplatz, an Fronte Karl, entlang der Orffstraße, an dem kleinen Platz Ecke
Sandstraße und Eugen-Sauer-Straße, an der Hochschule, an der Stengelkaserne, am neuen
Fachmarktzentrum, am Marktplatz, vor dem Kino usw. Zahlreiche andere wurden durch die
klimatischen Veränderungen und den Autoverkehr so stark geschädigt, dass sie nicht zu retten waren.
Somit stehen in der Stadt immer weniger große, Schatten spendende Bäume, die im Sommer die
Temperatur senken und für Verdunstungskühle sorgen können. Als Ersatz für die gefällten Bäume will
die Stadt in den nächsten Jahren klimaangepasste kleinere Exemplare anpflanzen, die jedoch keine
großen Kronen ausbilden und damit deutlich weniger Schatten spenden werden. Zudem wird es
Jahrzehnte dauern, bis sie ausgewachsen sind und ihr ganzes Potenzial entfalten. Erschwerend kommt
hinzu, dass viele neu angepflanzte Bäume wegen Wassermangel im Sommer die ersten Jahre nicht
überleben. Zwar hat die Stadt viele von ihnen mit Wassersäcken versehen, die aber wegen
Personalmangel nur selten befüllt werden und daher kaum Wirkung haben. Die vertrockneten Bäume
entlang der Kreisstraße in Richtung Sondernheim und im Rheinvorland liefern hierfür ein
anschauliches Beispiel. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Bäume machen Städte lebenswert
Die Temperaturen steigen, die Stadt heizt sich auf. Viele Menschen benötigen Klimaanlagen, um es in
ihren Wohnungen in der Stadt auszuhalten und gesund zu bleiben. Aufgrund der steigenden
Todesfälle infolge Hitze fordert auch der Bundesgesundheitsminister mehr Schatten und kühlere
Städte. Vor wenigen Jahren wurden im Sommer Messungen in der Innenstadt von Germersheim
vorgenommen, die deutlich machten, dass das Gebiet an der Klosterstraße zu den heißesten Orten
der Stadt gehört. Zum Zeitpunkt der Messung gab es die beiden großen Wohngebiete an der
Klosterstraße und auf dem ehemaligen Lidl-Gelände, auf denen ebenfalls viele Bäume der Säge zum
Opfer fielen, noch nicht.
Die Stadt Germersheim gibt viel Geld für Energie- und Diversitätskonzepte aus. Es wurde eine
Klimamanagerin eingestellt und Beitritt zu Klimabündnissen gefördert. Gleichzeig werden
paradoxerweise an den heißesten Stellen der Stadt Bäume gefällt und dafür außerhalb der Stadt auf
der grünen Wiese zwischen Germersheim und Sondernheim Bäumchen gepflanzt. Die bringen nichts
für die Bürger der Stadt. Klimaschutz bedeutet auch Hitzeschutz. Eine der wichtigsten Aufgaben einer
Stadtverwaltung muss es daher sein, neben der Entsiegelung und dem Offenhalten von Flächen grüne
Lungen in der Stadt zu schaffen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Immer mehr Boden wird versiegelt,
sodass immer weniger Fläche zum Versickern von Oberflächenwasser zur Verfügung steht. Bei
Starkregen ist die Kanalisation daher schnell überlastet und geht das Regenwasser für die Natur
verloren. Bäume geben Schatten, filtern die Lu und tragen enorm zur Kühlung bei. Untersuchungen
zeigen, dass an Plätzen mit Bäumen ein Temperaturunterschied von bis zu 12 Grad gegenüber
bebauten, versiegelten Flächen erzielt werden kann. Vor allem dann, wenn die Bäume große und
hohe Kronen tragen. Neue, kleine Bäume, die außerhalb der Stadt gepflanzt werden, sind kein Ersatz
für große Stadtbäume, wie sie heute noch entlang der Klosterstraße stehen.
Wir fordern die Stadt Germersheim auf, sorgsam mit unseren Ressourcen umzugehen und das Klima
in der Innenstadt nicht durch Baumaßnahmen wie am Paradeplatz, an der Hochschule und nun die
geplante in der Klosterstraße anzuheizen, sondern den Schutz der Bürger vor Hitze ernst zu nehmen
und endlich auf das Fällen vitaler Bäume zu verzichten und weniger Fläche zu versiegeln. Wir fordern
die Bürger der Stadt Germersheim auf, ihr Interesse an einer kühleren und gesünderen Umgebung
gegenüber der Stadt kundzutun.